Montag, 28. September 2015

Tag 32: O Pedrouzo - Santiago.... der Blutmond und das Ziel - die letzte Etappe

Heute ist es soweit, ich werde Santiago erreichen.

Leider hat mich mein innerer Bierwegbringwecker nicht rechtzeitig geweckt, aber es ist trotzdem gewaltig, was hier am Himmel zu sehen ist ... die totale Mondfinsternis!



Es ist 5:30 und in der Herberge ist bereits die Hölle los. Viele konnten gar nicht schlafen, warum auch immer, und darum sind schon jetzt die meisten auf dem Weg nach Santiago. Ich mache mir da weniger Stress, denn ich muss mir die Pilgermesse um 12:00 nicht unbedingt heute antun. Morgen ist dafür genug Zeit.

... Ach ja...  Happy Birthday to me...
Der erste Gratulant war Santiago, das ist tatsächlich der Name des Spaniers, der hier mit auf dem Weg ist.

Update:
Der Weg nach Santiago war mit 17 km sehr kurz und extrem entspannt. Auf dem Weg waren allerdings sehr, sehr viele Menschen unterwegs. Es gibt ja nicht nur einen Weg nach Santiago, sondern mit der Via Plata, Camino del norte, Camino primitivo und dem Camino von Porto aus, vier weitere große und Bekannte Wege. Dazu kommen noch die Massen von Touristen, die die letzte Strecke "pilgern".
Der Flughafen von Santiago war schnell erreicht und schon kurz darauf konnte ich die Stadt Santiago von weitem sehen.
Die Stimmung ist sehr gut, teilweise kitschig emotional und es ist sehr schön, "alte" Weggefährten wiederzusehen.
Von der Kathedrale bin ich vom äußeren Eindruck her sehr enttäuscht, da vieles eingerüstet ist, aber der erste Blick von Innen war phänomenal. Morgen gibt es mehr, da um 12:00 die offizielle Pilgermesse stattfindet.

Den Tag habe ich mit Biertrinken, Essen, Quatschen und Anstehen verbracht. Für die Compostela musste ich tatsächlich fast eine Stunde warten und dann haben wir die Sachbearbeiter schön aufgehalten, als sie gesehen haben, dass ich aus Aachen komme und einer der wenigen war, der von St. Jean aus gestartet sind. Dazu mit holländischer Begleitung, was den holländischen Leuten aus dem Pilgeroffice sehr beeindruckt hat. Dies führte dann dazu, dass die draußen wartenden Leute sauer wurden ...  mir egal.

Der Abend war dann wieder mal feuchtfröhlich und sehr international

Jetzt kommt natürlich oft die Frage, was mir der Weg gebracht hat...
Ok, hier mal ein Anfang:

  • Shin Splint
  • Achillessehnenentzündung
  • Bettwanzenbisse
  • Mückenstiche
  • Blasen
  • Diverse Kater
  • Das Gefühl, zu leben
  • ...
Im Ernst...  Ich weiß es nicht und an dem emotionalem Gequatsche, was der Camino aus einem macht, bringt und sagt, möchte ich mich gar nicht erst beteiligen.
Für mich ist es in erster Linie ein Weg durch eine sehr abwechslungsreiche, oft sehr schöne, kulturell reiche Landschaft. Dazu kommen eine Menge Entbehrungen, Schmerzen, Anstrengungen. Für mich war auch der olfaktorische Aspekt sicherlich sehr, sehr hart. Und auch die Tatsache, dass gerade ältere Frauen in den Bars die Angewohnheit besitzen, ihre verkrüppelten Füße auszupacken, um dann ausgedehnt die erworbenen Blasen zu präsentieren und zu diskutieren. Ich war echt dankbar, wenn einige Bars das Ausziehen der Schuhe untersagten.

Das gemeinsame Schlafen in Etagenbetten mit z.T. mehr als 30 Mann (und Frau) in einem (Schnarch-)Saal ist eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte, auch wenn ich diese Nächte verflucht habe.
Es war jedoch nie ein Problem, mit anderen ins Gespräch zu kommen, wobei viele Gespräche aus meiner Sicht doch recht absehbar waren, aber nicht alle!
Ich denke, dass diese Reise noch lange, lange nachwirken wird. Besonders das Leben für den Moment war für mich sehr wertvoll und das Akzeptieren von Dingen, die ich eh nicht ändern kann. Es ist auch sehr befreiend zu lernen und zu wissen, dass man nicht viel zum Leben braucht. Alles, was ich benötige, ist in meinem Rucksack und über mehr Dinge muss ich mir keinen Kopp machen.
Kulturell war es ebenfalls ein Riesenerlebnis. Spanien ist einfach ein großartiges Land und in den Provinzen auch sehr gastfreundlich.

Für mich ist der Camino aber nicht zu Ende. Am Mittwoch werde ich mich auf den Weg nach Kap Finisterra machen, dem Ende der Welt, dem Ozean und dem Punkt 0 des Jakobwegs.

An der Stadtgrenze
Das kultige Ortsschild
Und hier das obligatorische Beweisfoto, dass ich auch vor der Kathedrale stehe und somit das Ziel offiziell erreicht habe.


Dass die Katholiken immer so übertreiben müssen ;)

Haut mich jetzt nicht so vom Hocker

Das schon eher

4 Kommentare:

  1. Happy Birthday und ein lauten BÜÜÜAAAAAAHHHHHHH aus der Heimat.....Glückwunsch zum erreichen des Zieles und der gesammelten Erfahrungen und Eindrücke. Somit hast Du Dein 40. Lebensjahr doch noch schön beendet und das 41. traumhaft begonnen. Lass dies ein Omen sein für die Zukunft. Feier schön und grüße Deine neuen Bekannten und Freunde!

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  2. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag wünscht Dein Pilgerbruder Uwe!

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  3. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag wünscht Dein Pilgerbruder Uwe!

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  4. Herzliche Geburtstagsgrüße von uns allen aus Bochum! Schwer beeindruckt und begeistert folge ich deinem Blog und den Erfahrungen, die du dort machst, damit schenkst du dir selbst was fürs Leben. Grüße an alle Straßenhunde unterwegs (kannst uns ja einenmitbringen), lg Heike.

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