Nach einer absolut beschissenen Nacht in der städtischen Unterkunft, bin ich schon um 6:00 Richtung Pamplona aufgebrochen. In der Unterkunft waren ca. 40 Leute in einem Raum untergebracht. Es war laut, stickig und vor allem stinkig. Ich konnte vor Gestank nicht pennen. Der Rucksack von dem Koreaner, der über mir lag, stank dermaßen nach Pis**, das war nicht mehr heilig. Dazu lag die Hütte direkt an der Hauptstraße und die Tür blieb die Nacht auf, da sonst jeder erstickt wäre. Super ...
Die sanitären Einrichtungen waren ebenfalls an der Grenze des Erträglichen. Sammelduschen, dreckig und viel zu wenig für fast 100 Leute. In der Dusche habe ich mir den Zeh an dem Abfluss aufgerissen. Ganz Super ... und da ich nur Blasenpflaster bei habe, habe ich das da drauf geklatscht, nachdem die Blutung nach gefühlt 2 Stunden aufghört hat. Einige anwesende Muttis wollten schon den Notzarzt rufen und der Schotte meinte nur, dass da Whiskey drauf muss, worauf ein Ire aufschrie und sagte, dass der Whiskey nur innerlich angewendet werden soll, aber hier sicher nicht falsch wäre. Nur hatte keiner Whiskey :(
Soviel noch zum gestrigen Tag.
Gestartet bin ich wieder im Dunkeln und nur der Vollmond war mein Begleiter ... nicht ganz: Eine Familie mit 2 Kids war ebenfalls auf der Straße. Die Kids waren ganz sicher nicht älter als 10 und hatten ein gutes Tempo drauf.
Aber irgendetwas stimmte gar nicht: Keine weiteren Pilger und vor allem keine gelben Pfeile oder das Zeichen der Jakobsmuschel, die den Weg zeigt. Ganz, ganz Super! Egal, Richtung Pamplona stimmt und ich laufe nicht mehr 45 Minuten zurück, um den geheiligten Weg zu finden. Die Landstraße ist zwar gar nicht schön, aber meinem Fuß kommt die schon entgegen, da die Wunde richtig weh tut. Nach 2 Stunden kommen auf einmal Rucksäcke auf die Straße und die Wegweiser sind auch wieder da ... puh. Wie ich erfahren habe, hatte ich richtig Glück. Der Jakobsweg verlief parallel zur Straße am Fluss entlang und da es noch am dämmern war, waren die Mücken sehr fließig und haben sich an den Pilgern bedient - Pilgermenü mal andersrum.
Der Rest des Weges war schön, sowohl landschaftlich als auch von den Menschen her. Fast alle Grüßen und viele Einheimische wünschen stets einen Buen Camino, den offiziellen Zuruf hier.
Kurz vor dem Ziel taten mir die Füße extrem weh und da ich noch keine Pause gemacht habe, wurde es mal langsam Zeit. Cafe con leche mit Brötchen, eigentlich für 4.- € gab es dann für 2.-, weil ich Pilger war. Na, hätte ich das vorher gewußt, hätte ich die Schlachtplatte auch mitgenommen.
Kurz darauf hatte ich um 11:30 mein Tagesziel, die Casa Paderborn erreicht. Paderborn ist die Partnerstadt von Pamplona und daher haben die beiden Städte eine deutsch geführte Herberge eingerichtet. Die beiden Hospitaleros Bernd und Wolfgang - zwei Männer im Renteralter haben sich liebevoll um alle Pilger gekümmert. Es gab gratis Orangensaft, Kekse und Nüsse zur Ankunft. Jedem wurde sein sehr sauberes und kleines Zimmer gezeigt und natürlich sehr viel erzählt. Auch wurden Geheimtipps mitgegeben, was man sich ansehen und besonders, wo man was essen sollte.
Mich hat es in eine Tapas-Bar verschlagen, wo man für 15.- € gefühlt 20 kleine Tapas und Wein bekommen hat. Blöderweise hat wohl die Fußballmanschaft von Pamplona gewonnen, so dass im Nebenraum lautstark alle spanischen Fußballlieder gegröhlt wurden. Immerhin habe ich ein gratis Bier abgestaubt und dafür bin ich gerne mal für 5 Minuten Pamplona-Fußballfan.
Nachdem ich alle Tapas und auch das Brot aufgegessen habe, kam die wohl rhetorisch gemeinte Frage, ob alles gut war und ob ich satt sei. "Ja und Nein". Die Antwort hatte den Kellner wohl erschrocken und 5 Minuten später hatte ich noch gratis Spaghetti-Bolognese auf dem Tisch. Ja, so muss das sein :)
Nachdem ich alle Tapas und auch das Brot aufgegessen habe, kam die wohl rhetorisch gemeinte Frage, ob alles gut war und ob ich satt sei. "Ja und Nein". Die Antwort hatte den Kellner wohl erschrocken und 5 Minuten später hatte ich noch gratis Spaghetti-Bolognese auf dem Tisch. Ja, so muss das sein :)
Der Abend in der Herberge verlief sehr feuch fröhlich, mit 2 jungen Pärchen aus Flensburg bzw. Dresden, einem Mädel von den Virgin Islands, 2 Belgiern, 1 Österreicherin, 1 Amerikanerin und den Hospitaleros. Insg. waren 9 Flaschen Wein weg und alles, was noch im Kühlschrank war. Da es wieder sehr heiß war (39 Grad tagsüber), durften wir ausnahmsweise eine halbe Stunde länger machen, aber um 22:30 war Zapfenstreich und ich habe mies gepennt, weil es so unendlich heiß war.
Das war Tag Nummer 3.
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