Montag, 31. August 2015

Tag 4: Pamplona - Puente la Reina


Nach einer recht schlaflosen Nacht, wurden wir alle um 6:00 mit dem Lied Hells Bells geweckt (An Mutti: Das ist Hardrock vom Feinsten und die Mitglieder der Kapelle AC/DC sind in etwa in Deinem Alter).

Nach 3 Kaffee ging es los. Erst durch die Innenstadt von Pamplona und dann durch eine wunderschöne Landschaft. Leider sind die Namen nicht zu behalten, aber das kann man ja ergooglen.
Nach ca. 15 ging es wieder stramm bergauf, was mich aber gar nicht mal mehr so forderte und dann befand man sich auf einem Bergkamm. Auf der rechten Seite die Pyrenäen und auf der linken Seite wird es deutlich flacher und auch gelber, also verbrannter. Der Weg runter war wieder mal extremst Material-, Knie und Fußfordernd, aber man entwickelt so langsam seine Technik. Ich liebe die Wanderstöcke, die schon recht mitgenommen sind. Ohne die ist die Tour deutlich gefährlicher.
Blöderweise habe ich Probleme mit den Füßen. Die tun nach 20km einfach extrem weh (nicht die Wunde). Keine Ahnung, warum und woher so plötzlich. Ich musste mehrfach Pause machen und aus den Schuhen raus. Dann geht es wieder für 5 km.

Das Wetter ist perfekt, 26 Grad und sonnig.

Um 14:30 - heute deutlich später - war ich mit den Leuten von gestern am Ziel. Eine große, aber sehr saubere, helle, freundliche Herberge mit Swimming-Pool.
Jetzt sitze ich hier mit 50 anderen Leuten im Aufenthaltsraum und draußen ist urplötzlich ein Unwetter ausgebrochen. Ein wirkliches Unwetter, Sturm, sinnflutartiger Regen, Blitz und Donner im Sekundentakt, schwarzer Himmel. Auch der Strom ist ausgefallen und somit auch WLAN (ich tippe das per Mail, die dann an den Blog sendet, wenn wieder Internet da ist). Aber ganz schlimm: Die Bierzapfanlage geht auch nicht. Darum gibt es jetzt Dosenbier.

Schöne Sachen am Rande: Kaum ging das Unwetter los, stürmten eine handvoll Leute raus und kümmerten sich um die Wäsche von 30 Leuten.

Auch richtig schön: Es kommen noch Pilger an, die durch das Unwetter gegangen sind. Diese werden lautstark begrüßt und bekommen direkt ein Willkommensbier. Das haben die sich auch verdient, denn das ist wirklich ein Wetter, wie ich es selten erlebt habe. Vergleichbar mit dem Pfingst-Gewitter letztes Jahr.
Die Stimmung ist gut und die meisten hier sehen den Jakobsweg eher als große Fete an. Fromm oder enthaltsam sind die wenigsten, im Gegenteil: Wein und Bier, das gönn ich mir. Am stärksten ausgeprägt bei der deutsch-amerikanischen-irischen-schottischen-belgischen Truppe von gestern.
Mal sehen, was der Abend noch bringt.

Sonntag, 30. August 2015

Tag 3: Zubiri - Pamplona


Nach einer absolut beschissenen Nacht in der städtischen Unterkunft, bin ich schon um 6:00 Richtung Pamplona aufgebrochen. In der Unterkunft waren ca. 40 Leute in einem Raum untergebracht. Es war laut, stickig und vor allem stinkig. Ich konnte vor Gestank nicht pennen. Der Rucksack von dem Koreaner, der über mir lag, stank dermaßen nach Pis**, das war nicht mehr heilig. Dazu lag die Hütte direkt an der Hauptstraße und die Tür blieb die Nacht auf, da sonst jeder erstickt wäre. Super ...

Die sanitären Einrichtungen waren ebenfalls an der Grenze des Erträglichen. Sammelduschen, dreckig und viel zu wenig für fast 100 Leute. In der Dusche habe ich mir den Zeh an dem Abfluss aufgerissen. Ganz Super ... und da ich nur Blasenpflaster bei habe, habe ich das da drauf geklatscht, nachdem die Blutung nach gefühlt 2 Stunden aufghört hat. Einige anwesende Muttis wollten schon den Notzarzt rufen und der Schotte meinte nur, dass da Whiskey drauf muss, worauf ein Ire aufschrie und sagte, dass der Whiskey nur innerlich angewendet werden soll, aber hier sicher nicht falsch wäre. Nur hatte keiner Whiskey :(
Soviel noch zum gestrigen Tag.

Gestartet bin ich wieder im Dunkeln und nur der Vollmond war mein Begleiter ... nicht ganz: Eine Familie mit 2 Kids war ebenfalls auf der Straße. Die Kids waren ganz sicher nicht älter als 10 und hatten ein gutes Tempo drauf.
Aber irgendetwas stimmte gar nicht: Keine weiteren Pilger und vor allem keine gelben Pfeile oder das Zeichen der Jakobsmuschel, die den Weg zeigt. Ganz, ganz Super! Egal, Richtung Pamplona stimmt und ich laufe nicht mehr 45 Minuten zurück, um den geheiligten Weg zu finden. Die Landstraße ist zwar gar nicht schön, aber meinem Fuß kommt die schon entgegen, da die Wunde richtig weh tut. Nach 2 Stunden kommen auf einmal Rucksäcke auf die Straße und die Wegweiser sind auch wieder da ... puh. Wie ich erfahren habe, hatte ich richtig Glück. Der Jakobsweg verlief parallel zur Straße am Fluss entlang und da es noch am dämmern war, waren die Mücken sehr fließig und haben sich an den Pilgern bedient - Pilgermenü mal andersrum.

Der Rest des Weges war schön, sowohl landschaftlich als auch von den Menschen her. Fast alle Grüßen und viele Einheimische wünschen stets einen Buen Camino, den offiziellen Zuruf hier.

Kurz vor dem Ziel taten mir die Füße extrem weh und da ich noch keine Pause gemacht habe, wurde es mal langsam Zeit. Cafe con leche mit Brötchen, eigentlich für 4.- € gab es dann für 2.-, weil ich Pilger war. Na, hätte ich das vorher gewußt, hätte ich die Schlachtplatte auch mitgenommen.

Kurz darauf hatte ich um 11:30 mein Tagesziel, die Casa Paderborn erreicht. Paderborn ist die Partnerstadt von Pamplona und daher haben die beiden Städte eine deutsch geführte Herberge eingerichtet. Die beiden Hospitaleros Bernd und Wolfgang - zwei Männer im Renteralter haben sich liebevoll um alle Pilger gekümmert. Es gab gratis Orangensaft, Kekse und Nüsse zur Ankunft. Jedem wurde sein sehr sauberes und kleines Zimmer gezeigt und natürlich sehr viel erzählt. Auch wurden Geheimtipps mitgegeben, was man sich ansehen und besonders, wo man was essen sollte.
Mich hat es in eine Tapas-Bar verschlagen, wo man für 15.- € gefühlt 20 kleine Tapas und Wein bekommen hat. Blöderweise hat wohl die Fußballmanschaft von Pamplona gewonnen, so dass im Nebenraum lautstark alle spanischen Fußballlieder gegröhlt wurden. Immerhin habe ich ein gratis Bier abgestaubt und dafür bin ich gerne mal für 5 Minuten Pamplona-Fußballfan.

Nachdem ich alle Tapas und auch das Brot aufgegessen habe, kam die wohl rhetorisch gemeinte Frage, ob alles gut war und ob ich satt sei. "Ja und Nein". Die Antwort hatte den Kellner wohl erschrocken und 5 Minuten später hatte ich noch gratis Spaghetti-Bolognese auf dem Tisch. Ja, so muss das sein :)

Der Abend in der Herberge verlief sehr feuch fröhlich, mit 2 jungen Pärchen aus Flensburg bzw. Dresden, einem Mädel von den Virgin Islands, 2 Belgiern, 1 Österreicherin, 1 Amerikanerin und den Hospitaleros. Insg. waren 9 Flaschen Wein weg und alles, was noch im Kühlschrank war. Da es wieder sehr heiß war (39 Grad tagsüber), durften wir ausnahmsweise eine halbe Stunde länger machen, aber um 22:30 war Zapfenstreich und ich habe mies gepennt, weil es so unendlich heiß war.
Das war Tag Nummer 3.

Samstag, 29. August 2015

Engländer ...

Da ich hungrig war, habe ich mich in der Mittagshitze auf die Suche nach einem netten Lokal gemacht. In dem Kaff hier (Zubiri) gibt es nur 4 und daher war es recht überschaubar.

Ich habe mir das Pilgermenü für 10.- € (Standardpreis) bestellt. Darin war enthalten: Spaghetti Bolognese, Gehaktesbällchen in so einer spanischen Tomatensause, Salat und als Nachtisch Creme mit Früchten, was sich später als Magnum mit einer Banane herausstellte. In dem Menü ist auch ein Bier oder ein Wein enthalten. Da die Navarrischen Weine doch recht kopfschmerzlastig sind, habe ich mich für Bier entschieden, zumal es den massiven Durst doch besser löscht.

So saß ich draußen in der Tapas Bar und habe mir die bekloppten Pilger angeschaut, die nach und nach eintrudelten. Es sind wirklich sehr viele Pilger unterwegs.
Auch Artus - den wahren Namen kenne ich nicht, aber mit ihm habe ich in den letzten Tagen viel gemacht - kam vorbei und er wollte noch einen Ort weiter wandern. Artus kommt aus Ungarn, ist auch in der Energiebranche tätig, und geht den Jakobsweg, weil es seine Freundin letztes Jahr geschafft hat und weil er einen Burnout vermeiden will.

Naja, da sitze ich dort und quatsche mit gefühlt jedem Pilger in englisch. Der knurrige Tischnachbar hat mir nach einiger Zeit seine tonnenschwere Fotoausrüstung gezeigt und nach 3 Bier hat er sich dann doch entschieden, nicht weiter zu gehen, sondern hier in Zubiri zu übernachten.
Das Thermometer der Farmacia zeigt 38 Grad an und morgen soll es noch wärmer werden. Pamplona soll die 40 Grad erreichen. Ok ... ich werde um 6:00 starten, so dass ich um 12:00 in Pamplona bin. Es ist wirklich extrem heiß.

Zwei Tische weiter haben sich dann 4 laute Typen hingesetzt ... klar, Engländer oder so ähnlich. Nach 3 Minuten haben die mich auch angelabert und fragten mich, woher ich aus England käme? Ziemlich entsetzt habe ich geantwortet "I don´t have any tatoos and no sunburn like you, I´m not from england". Sie schauten ziemlich doof und meinten, dass ich recht flüssiges Oxford-Englisch spreche. Meine Erklärung war, dass ich nach 4 Bier jede Sprache flüssig spreche, aber aus England komme ich nicht.
Dann kam die Frage, ob ich "a gay from France" sei. "No, from Germany and not gay". Das war das falsche Stichwort. Die riefen nur "Germaaaany ..." und schwupps waren 10 große Bier auf dem Tisch ... für jeden 2 und ich musste mitmachen und erzählen. Es war sehr witzig. Die Freaks kamen aus Edinburgh und hatten und haben nur Spaß. Nichts Asoziales, außer das Gesaufe, und sie wollten 32 Tage "a good time" haben. Jetzt liegen sie hier im Refugium und sind erstmal platt vor Bier und der Hitze, aber gleich wollten sie die andere Kneipe testen und ich muss mitkommen. Sie haben noch einen Italiener, einen Australier und "a fucking Mexican" gefunden, die mitkommen. Ich glaube, das wird morgen eine ganz schwere Tour, aber ich fühle dann wohl nicht meinen Zeh, der immer noch blutet und sauweh tut.

Soviel zum Nachmittag aus Zubiri

Tag 2: Roncesvalles - Zubiri

Wieder mal ging es früh los: 6:30 und es war stockdunkel. Mit der Kopflampe ist es aber kein Problem und da ich von einer kleineren Gruppe wohl der einzige war, der diese technische Errungenschaft mitführt, hatte ich prompt 10 weitere Pilger hinter mir.

Die Strecke von Roncesvalles nach Zubiri (23km) war im Vergleich zu gestern fast schon ein Spaziergang. Es gab einige fiese Anstiege und auch längere Gefällstrecken. Hat aber alles prima geklappt. Nur die Hitze ist noch etwas, an das ich mich gewöhnen muss. Immer wenn am Wegesrand jemand Orangensaft oder gar kühle Fanta verkauft, kann ich mich nicht zurückhalten.

Um 12:30 war ich bereits am Ziel. Die Herberge ist ein reines Bettenlager, aber immerhin mit Einwegbettlaken und immerhin sind die Sammelduschen nach Männlein und Weiblein getrennt im Gegensatz zu den Waschplätzen ... egal.

Die Strecke habe ich immer noch ohne Blasen geschafft, dafür aber in der Dusche eine fiese Schnittwunde am kleinen Zeh zugezogen, die sicher mehr weh tut. Da ich keine Pflaster bei habe, muss jetzt ein Blasenpflaster herhalten. Die Dinger waren schweineteuer und ich will die zu Hause nicht unbenutzt wegschmeissen. Auf jeden Fall humpel ich jetzt blöde rum :(

Der Jakobsweg ist extrem international. Erst mit einem Schotten ins Gespräch gekommen, dann ein Ire, später dann Brasilianer fotografiert, mit einer Australierin habe ich ca. 5km zurückgelegt, wurde von Argentiniern mit dem Fahrrad überholt und das Ziel habe ich mit einer Truppe Amis und Kanadiern erreicht. Deutsche habe ich bisher nur 1x getroffen. Entweder sind die sehr selten oder extrem unkommunikativ. Fast alle Lachen und haben gute Laune, trotz Schmerzen, aber einige bekommen höchstens einen Grunzer heraus. Das sind bestimmt die Deutschen.

Jetzt muss ich mal schauen, wo ich einen neuen Tour-Guide herbekomme. Das Buch habe ich blöderweise in der alten Herberge liegengelassen. Das Teil gibt es auch es eBook und wiegt somit auch deutlich weniger.

Jetzt ist es noch sooooo früh am Tag, mal sehen, was man hier so machen kann. Vielleicht finde ich eine Post, so dass ich 2 kg an Zeugs nach Hause schicken kann.
Dann suche ich mal eine Pizzeria, denn ich habe tierische Lust auf Spaghetti. Wenn es die hier nicht gibt, koche ich mir die selber. Das macht gerade so eine Wurzelsepp vor mir auch, allerdings stinkenden Reis, Unmengen Eier und noch so etwas fieses.

Im folgenden ein paar Impressionen von der Tour heute.
Morgen geht es nach Pamplona!

Aufbruch um 6:30

Vollmond ... aber die Wölfe heulen nicht.

Camino de Santiago vor dem Morgengrauen.

Irgendwie sieht es nicht spanisch aus hier ...

Die Natur in der Morgendämmerung ... einfach unbeschreiblich schön und aufregend.

Holz!!! Die haben hier Stihl.

Die Schuhe auf dem Zaun taugten wohl nichts. Ich frage mich nur, wie der Besitzer weiter gewandert ist.

Deutz!!!

Die Truppe kommt aus Argentinien

Zielort: Zubrini ... es ist aber auch heiß

Freitag, 28. August 2015

Tag 1: Überlebt! Saint Jean Pied de Port - Roncesvalles

Nach 8 Stunden Fußmarsch bin ich endlich in Roncesvalles angekommen und habe auch das Refugium direkt gefunden. Es ist ein riesen Klosterkomplex, wo hunderte Pilger übernachten können, aber alles pikfein. Selbst um die Wäsche muss ich mich nicht kümmern, für 2,50 EUR macht das die Waschfrau inkl. Trocknen.

Der Marsch war am Ende die Hölle. Es ging auf über 1600 Höhenmeter hoch und wenn man dachte, man hat den höchsten Gipfel erreicht, kam dahinter noch ein höherer Gipfel. Insg. ging es ca. 18 km nur stramm bergauf und einmal war ich kurz vor der Kotzgrenze; genau neben einem Kreuz, wo wohl ein niederländischer Familienvater gestorben ist. Also habe ich mir das mit dem Kotzen gespart.
Nebenbei: Auf 1400m waren es noch 26 Grad. Etwas tiefer waren es locker über 30 Grad ... herrlich, man kann gar nicht so schnell trinken, wie man es ausschwitzt. Ich habe heute 5,5l Wasser getrunken und jetzt kommen gleich die isotonischen Getränke dran :)

Die Strecke war trotz der Qualen wirklich unbeschreiblich. Um 6:30 habe ich mich auf die Socken gemacht und den Sonnenaufgang in den Bergen erlebt. Die Pyrenäen sind hier sehr grün und bewaldet. Es gibt hier neben freilaufenden Schafen, freilaufende Pferde (mit Kuhglocken) und .... Schweine!!! In einem Bächlein nebem dem Weg suhlte sich eine Rotte und ließ sich nicht von den Pilgern stören.

Kurz vor dem Pass hatte ein Franzose einen Transporter mit Getränken platziert und ein gutes Geschäft gemacht, aber warum der frische Eier im Programm hatte, das ist mir schleierhaft.

Die letzten 4 km ging es dann 1000 Höhenmeter bergab durch einen Wald und der Weg war total beschissen. Ohne die Wanderstöcke hätte ich sicherlich einen 17-fachen Bänderiss und 6 Kreuzbandrisse, aber so ist alles gut gegangen.

Ich habe keine Blase!!! Ich glaube das jedenfalls. Mir tut alles so schweineweh, dass ich noch gar nicht lokale Schmerzen identifizieren kann.
Auf jeden Fall werde ich im nächsten Ort einige Sachen nach Deutschland schicken. Der Rucksack muss unbedingt leichter werden.

Im Refugium bin ich als einer der ersten angekommen und konnte so direkt duschen gehen. Es war schon witzig, was aus den Nebenkabinen für Geräusche kamen, als das Wasser losging. Ein Puff ist nichts dagegen.
Eine englische Truppe brachte es auf den Punkt: That´s better than sex.

Um 19:00 werde ich mein Pilgermenü bekommen. Spaghetti und Salat zur Vorspeise, Schweinesteaks und Fritten als Hauptgang und als Dessert Creme und Früchte. Für 10.- € wollte ich das mal probieren. Bis dahin pflanze ich mich mal in eine Kneipe und lege die Füße hoch.

So, jetzt einige Impressionen. Ich habe heute bestimmt 100 Bilder gemacht.
Die Bilder werde ich später kommentieren, wenn ich wieder in Aachen bin.
Start und Blick auf Saint Jean Pied de Port um 6:30

Der Blick auf weitere Pilger in der Pilgermeile

Schweine, die einfach so frei rumlaufen und sich hübsch machen

Kreuz eines toten Holländers, der hier wohl umgekippt ist :(
An der Stelle hätte ich beinahe vor Kreislaufproblemen gekotzt


Die Pyrenäen

Nur um mal zu zeigen, wie steil es ist. Die Baumgrenze habe ich schon längst hinter mich gelassen. Aber nach dem Pass ging es noch weiter bergauf.

Blödes Selfie

Mein Bett für die Nacht!!!

Donnerstag, 27. August 2015

Es könnte mir schlechter gehen


Frisch geduscht, genug Bier intus und in dem Garten des Refugiums einen schönen Platz mit Blick auf die grünen Berge und Saint Jean Pied de Port gefunden.
Neben und hinter mir sind die mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Citadelle, die Sonne ist gerade zwischen den Bergen untergegangen, der Typ auf der Wiese zieht sich irgendein Höllenkraut durch... Ja, es geht mir gerade gut.

Es sind ist gerade mal 20:40, aber ich gehe ins Bett. Um 6:30 ist Frühstück und um 7:30 fliegt man hier raus.
Tag 0 neigt sich dem Ende gegen ... ich freue mich!

Angekommen

18:50...  Ich sitze vor dem Pilgerbüro auf einer Steintreppe und nutze das kostenlose WiFi. Das hat schon etwas von Fliegen und Scheißhaufen bzw. Mücken und Licht...  Ich bin nicht allein hier am tippen.

Die Anreise lief aller erste Sahne,  wenn man bedenkt, dass ich alles in einer Mittagspause gebucht habe. Der Flug war astrein und schon im Flugzeug waren die Wanderer zu erkennen. In Biarrix angekommen, habe ich direkt den Bus nach Bayonne Gare gefunden und von da an ging es per Zug in ein Kaff, das ich nicht mehr kenne, und von da ab per Bus nach Saint Jean Pie de Port.

Es ist extrem heiß,  aber bewölkt.  Die Landschaft ist so grün und üppig wie die Eifel.
Im Refugio habe ich das vorletzte Bett erwischt und war gerade gut essen und Bier trinken.
Jetzt werde ich mal duschen und die Krätze kriegen. Auch werde ich heute Nacht kein Nasenspray nehmen, sonst kann ich vor Gerüchen nicht pennen. Die Pilgerreise soll ja Demut lehren, das werde ich den anderen 10 Zimmergenossen durch mein Geschnarche dann mal beibringen.

Auf dem Weg zum Bahnhof

Mein erstes Bett in einem sehr altem Refugio


Das Portal

Die alte Stadtmauer

Da geht es los, auf einen langen, langen Weg


Auch nach dem vierten Bier finde ich das Logo irgendwie... doof

Ich war doch eben noch in Belgien ...


Es geht los ...

Hauptbahnhof in Lüttich, wo ich umsteigen muss
Es ist soweit ... auf in die Pyrenäen.
Der Rucksack ist gepackt und wiegt stolze 13 kg, aber auch voll beladen mit 1l Wasser, dicken Wanderschuhen und einer Rolle Packband, falls der Rucksack eingepackt werden muss.
Abfahrt Brand Richtung Bahnhof Welkenraedt: 5:40 (Danke Ari!!!)
Abfahrt Welkenraedt Richtung Charleroi: 6:29
Ankunft Flughafen: 9:10
Jetzt ist es 9:30, habe eingecheckt und frühstücke mal ein Jupiler und Baguette ... läuft also.

Abflug ist erst um 12:00, so dass gemütlich die Getränkekarte hier runter trinken kann.
Die Zugfahrt war eigentlich recht entspannt. Allerdings ist Belgien an der Bahnstrecke doch sehr hässlich und kaputt und nicht mit Deutschland zu vergleichen.

Die Menschen sind aber deutlich offener. Kaum saß ich im Zug hat mir einer Tabak angeboten, damit ich mir eine selber drehen kann. Als ich ihm in perfektem Französisch erklärt habe, dass ich seit fast 16 Jahren nicht mehr rauche und eigentlich auch eher Fan von Van Nelle war und mit dem Rauchen aufgehört habe, weil ich eines Morgens Blut gehustet habe, hat er halt sein Twix mit mir geteilt.
Nach 5 Minuten angeregter Konversation hat er mich dann in perfektem Deutsch gefragt, ob ich auf den Jakobsweg will. Ich muss schon sehr dämlich ausgeschaut haben, weil er direkt mit der Erklärung kam: Zug nach Charleroi, wo Ryanair ca. 20% der Pilger in die Pyrenäen karrt, dicker Rucksack, Wanderstöcke und eine Ausstrahlung, als ob man gleich Amok laufen möchte. Amok wäre ich beinahe gelaufen, weil der dämliche Kaffeeautomat am Bahnhof mir Tee statt Kaffee ausgespuckt hat.

Der Zugnachbar war schon 4x auf dem Jakobsweg und erzählte, dass es eine Sucht werden kann. Man bekommt selten so viele Eindrücke und hat gleichzeitig mehr als genug Zeit, um gegen sich selber zu kämpfen. Außerdem sind Land und Leute selten so authentisch. Er war dieses Jahr auf dem englischen Jakobweg und will nächstes Jahr durch Frankreich latschen.

So, das erste Bier wirkt und ich schaue den Leuten zu, die gerade das Flugzeug verlassen. Die kommen wohl aus dem Süden, denn außer den voll verschleierten Schleiereulen sind die meisten doch recht sommerlich angezogen und scheinen über das Wetter hier gar nicht begeistert zu sein. Es regnet leicht und es sind nur 22°. Sind...  Sind...  Sind...  Absinth? Sorry, für den miesen Satzbau.

Ich bekomme gerade etwas Angst, weil immer noch Leute aus dem kleinen Flieger kommen; geschätzt waren da 9871 Leute drin.
Hoffentlich gibt es gleich Tomatensaft oder zumindest ne Bloody Mary.

Jetzt werde ich mir mal ein Leffe Blonde gönnen. Flüssiges Frühstück nach belgischer Art. In den nächsten Wochen werde ich wohl auf vernünftiges Bier verzichten müssen, aber ich bin echt gespannt, welche Weine mir da begegnen.
Lauri würde hier die hellste Freude haben: Gerade startet 50m von mir entfernt ein Flugzeug. Ist schon witzig: Der Flughafen hat geschätzt mehr Parkplätze als Düsseldorf, kommt mir aber eher vor wie Merzbrück XL ... nur etwas internationaler.

Mittwoch, 26. August 2015

Packliste

Die Packliste
- Rucksack Deuter Act Lite 50+10
- Daypack Deuter was weiß ich
- 2 Zip-Off Hosen
- 3 T-Shirts ... bügelfrei
- 2 Unterhosen
- 1 Unterhemd
- 3 Paar Wandersocken
- 1 Stihl Fleece Pulli
- Hut
- Hals-/Kopftuch
- 1 Paar Crocs
- 1 Paar Meindl Wanderschuhe
- 1 Paar Meindl Wandersandalen
- 3 Microfaser Handtücher
- Regencape
- Regenschutz für Rücksack
- Leichtschlafsack
- Wanderkopfkissen
- Zahnbürste + konzentrierte Zahnpasta
- Duschgel ... gleichzeitig auch Perwoll, Ariel und weißer Riese für die Wäsche
- 120 Tageslinsen
- Nagelscheren
- Blasenpflaster
- Hirschtalg-Salbe
- Ibuprofen zum futtern und beschmieren
- Hansaplast
- 3x Nasenspray
- Feuchtes Klopapier
- Desinfektionstücher
- Wanderstöcke
- Magnesiumtabletten
- Kohletabletten
- Imodium Hochakut
- Sonnencreme
- Cortison-Creme
- Sony Tablet
- Tastatur für Tablet
- Kamera
- Handy
- Pilgerpass
- SOPTIM Kugelschreiber
- Mini-Blöcke
- Ersatzbatterien
- Ausweis
- Visa und EC-Karte
- Flug- und Bahntickets
- Wanderführer
- 2 Wasserflaschen
- ...
Gesamtgewicht mit den dicken Wanderschuhen: 12,5kg :(
Die Sandalen ziehe ich während des Flugs an. Die wiegen nur die Hälfte von den dicken Wanderschuhen. Eigentlich muss da noch einiges an Gewicht runter.